Gute Partnerschaften leben davon, dass sich die Partner oder Partnerinnen gegenseitig Freiräume gewähren. In der Corona-Krise führt die Ausgangsbeschränkung aber dazu, dass die Partner auf engstem Raum für einen nur bedingt überschaubaren Zeitraum miteinander auskommen müssen. Das Risiko, dass Konflikte aufbrechen, ist auch in vermeintlich gut verlaufenen Partnerschaften nicht von der Hand zu weisen. Lassen Sie uns darüber nachdenken, wie Sie mit Ihrer Partnerschaft während der Ausgangsbeschränkung konstruktiv umgehen könnten.
Verlieren Sie nicht Ihren Optimismus
Ihre Partnerschaft lebt von Ihrer inneren Einstellung. Mit Ihrer Einstellung setzen Sie Maßstäbe, wie Sie mit sich selbst und Ihrem Partner umgehen. Diese Tatsache sollte Grund sein, zunächst einmal in sich selbst hinein zu blicken. Stellen Sie fest, wo Sie gerade stehen und welchen Eindruck die Corona-Krise auf Sie macht. Also:
Die Medien überschlagen sich in der Berichterstattung. An jeder Ecke gibt es gute Ratschläge, wie man mit der Corona-Krise umgehen sollte. Vielfach wird von Verzweiflung und Ängsten berichtet, die das Virus mit all seiner zerstörerischen Energie auslöst. Natürlich ist das Risiko enorm. Dennoch sollten Sie Ihre Einschätzung relativieren. Wenn Sie gleichfalls derart pessimistisch und destruktiv denken, ist das Risiko groß, dass Sie mit der von höchster Stelle verordneten Ruhe nicht richtig umgehen können und Ihre Unruhe und Ihre Ängste auf Ihre Partnerschaft übertragen.
Vielleicht halten Sie es besser mit einer alten buddhistischen Erkenntnis: Ein Schüler fragte seinen buddhistischen Meister, wie er es denn anstelle, sein Leben in vollster Zufriedenheit zu führen. Der Meister antwortete: „Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich und wenn ich laufe, laufe ich“. Der Schüler meinte, dass er genau dies auch tue. Wieso sei er dann so unzufrieden? Der Meister antwortete: „Falsch. Wenn Du sitzt, dann bist Du in Gedanken schon aufgestanden. Wenn du aufstehst, läufst Du schon voran und wenn Du läufst, glaubst Du, bereits am Ziel zu sein.“
Die Botschaft des Meisters ist klar: Es ist nicht immer wirklich konstruktiv, schon heute an morgen zu denken. Besser ist, sich auf den Moment zu konzentrieren und das zu tun, was jetzt richtig ist. Akzeptieren Sie also, dass die Gegebenheiten aktuell so sind, wie sie sind. Versuchen Sie, innerhalb ihrer eigenen vier Wände, das Beste daraus zu machen. Gehen Sie davon aus, dass die Krise das Schicksal einer jeden Krise teilen wird. Krisen gehen nämlich irgendwann vorüber. Denken Sie also möglichst optimistisch und arbeiten Sie daran, Ihren Alltag und damit auch Ihre Beziehung konstruktiv zu gestalten.
Letztlich sollten Sie daraus die Erkenntnis gewinnen, dass die mit der Ausgangsbeschränkung verbundene Entschleunigung unseres Lebens ein Vorteil sein kann, den Sie auch in Ihrer Partnerschaft nutzen können. Wie, werden wir gleich sehen.
Die Kontaktsperre gilt nicht in den eigenen vier Wänden
Die Kontaktsperre und die damit verbundene Ausgangsbeschränkung hat den Zweck, das Infektionsrisiko einzudämmen. Es gilt zu vermeiden, dass Menschen durch den gegenseitigen Kontakt das Virus verbreiten. Allerdings beschränkt sich die Kontaktsperre auf Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstandes. Mitglieder des eigenen Haushalts sind davon ausgenommen. Anders wäre die Kontaktsperre auch kaum zu bewerkstelligen.
Soweit Sie auch innerhalb Ihrer eigenen vier Wände die Hygienemaßnahmen berücksichtigen, sollte es keinen Grund geben, den Partner als Hochrisikofaktor zu betrachten und den Umgang zu meiden. Sollten Sie das Ansteckungsrisiko überbewerten, riskieren Sie möglicherweise, dass der Partner oder die Partnerin sich zurückzieht und Ihre Beziehung leidet. Übertriebene Ängste wirken oft brüskierend, gerade dann, wenn der Partner oder die Partnerin diese Ängste nicht gleichermaßen teilt.
Betrachten Sie die Zeit der Gemeinsamkeiten als Chance
Harren Sie in Ihrer Wohnung aus, bilden Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin nicht nur eine Lebensgemeinschaft, sondern auch eine Schicksalsgemeinschaft. Sie sitzen gemeinsam in einem Boot. Jeder muss rudern. Eine gute Partnerschaft sollte sich jetzt bewähren. Ein guter Partner zeichnet sich dadurch aus, dass er oder sie nicht nur in guten Zeiten Partner ist, sondern auch in schlechten Zeiten an der Seite des anderen steht. Wer diesen Weg gemeinsam geht, kommt leichter ans Ziel.
Versuchen Sie, in der Quarantäne Ihrer Wohnung möglichst viel gemeinsam zu tun. Reden Sie miteinander. Sprechen Sie Ihre Ängste offen an. Akzeptieren Sie umgekehrt, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin eigene Ängste offenbart. Geben Sie dem Partner oder der Partnerin die Zuversicht, dass am Ende des Tunnels das Licht erscheinen wird.
Nehmen Sie Ihre Partnerschaft ernst, sollte es möglich sein, auf die sozialen Kontakte, die ansonsten Ihr Leben prägen, zu verzichten oder diese zumindest auf den fernmündlichen Austausch zu begrenzen. Vielleicht stellen Sie zu Ihrem eigenen Erstaunen fest, dass vieles, was bislang Ihren Alltag bestimmt hat, verzichtbar scheint oder zumindest nicht so wichtig ist, wie Sie bislang geglaubt haben.
Nutzen Sie jede Kleinigkeit, die Sie als Gemeinsamkeit empfinden. Gehen Sie gemeinsam ins Freie. Der Gesetzgeber begrüßt ausdrücklich, dass Sie genau dies tun und vermeiden, dass die Luft zu Hause noch dicker wird. Genießen Sie, wenn Sie ohne zeitlichen Druck durch Wiesen und Wälder streifen können. Freuen Sie sich, wenn Sie danach zu Hause gemeinsam kochen oder eine Flasche Wein leeren können.
Spielen Sie gerne Gesellschaftsspiele oder haben Sie einen grünen Daumen, bietet sich an, dass Sie dafür Zeit miteinander verbringen. Sich einfach nur vor den Fernseher zu setzen, dürfte wenig konstruktiv sein. Besser ist, Sie nutzen gemeinsame Aktivitäten, um dem Partner oder der Partnerin den Wert Ihrer Beziehung deutlich zu machen. Gerade, weil Sie jetzt die Zeit und Muße haben, sich Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zu widmen, sollten Sie die Ausgangsbeschränkungen als Chance begreifen, um Ihre vielleicht in die Jahre gekommene Partnerschaft zu sanieren.
Sehen Sie den Kameraden im Partner oder der Partnerin
Ein guter Partner oder eine gute Partnerin ist auch Kamerad. Kameraden gehen durch dick und dünn. Bekunden Sie Ihre Wertschätzung. Betrachten Sie Ihre Beziehung als das derzeit vielleicht Wertvollste, was Sie haben und auch noch morgen hoffentlich haben werden. Vermeiden Sie Lieblosigkeiten. Äußern Sie Ihre Wünsche nicht nach dem Motto, dass der andere seiner Liebe wegen doch wissen muss, was Sie fühlen oder benötigen. Machen Sie aus einem derartigen Vorwurf lieber einen Wunsch. Wünschen Sie, was Sie gerade benötigen. Menschen können damit vielleicht umgehen.
Nörgeln Sie nicht am Partner oder der Partnerin herum. Berücksichtigen Sie, dass Sie miteinander auskommen müssen und kein Mensch perfekt ist. Ihr Partner ist schließlich nicht Ihr Ebenbild. Achten Sie darauf, dass Sie auch positive Eigenschaften Ihres Partners herausstellen. Greifen Sie Bemerkungen lobend auf. Kritisieren Sie Aktivitäten nicht sofort. Unterstellen Sie nicht voreilig böse Absichten, nur weil der Partner etwas sagt oder tut, von dem Sie sich herausgefordert fühlen.
Alles in allem
Es ist schwierig, aus der Distanz Ratschläge zu geben, wie Sie Ihre Beziehung führen sollten. Dennoch gibt es genügend Ansätze, die in jeder Beziehung Berücksichtigung finden sollten. Wenn Sie Ihre Beziehung jetzt auf den Prüfstand stellen, könnte die Krise Ihrer Beziehung durchaus auch eine konstruktive Richtung geben. Nutzen Sie diese Chance.